Unsere Hände und Finger sind wichtige „Werkzeuge“, mit ihnen begreifen und verändern wir die Welt. Wie das geht, lernt dein Kind vor allem im ersten Lebensjahr.

Bereits das Neugeborene schließt seine Hand fest um den Finger der Mutter oder des Vaters. Dieser so genannte Greifreflex ist angeboren, er wird ausgelöst durch die Berührung der Handinnenfläche. Parallel dazu erforscht dein Baby intensiv seine Hände und Finger: Es steckt seine Finger in den Mund und saugt daran, und es betrachtet und betastet sie aufmerksam. Dabei gelingt es ihm immer besser, Augen- und Armbewegungen zu koordinieren. Etwa gegen Ende des dritten Lebensmonats kann dein Baby kleine Dinge bereits kurz festhalten.

Mit etwa vier bis fünf Monaten greift dein Kind selbst gezielt nach Gegenständen in seiner Reichweite. Mit etwa einem halben Jahr greift und hält dein Kind kleines Spielzeug, wie beispielsweise seine Rassel, bereits mit einer Hand, wechselt es von einer in die andere Hand und bewegt es hin und her. Der Greifreflex ist inzwischen bei den meisten Kindern verschwunden.

Was dein Kind jetzt fassen kann, nimmt es in die Hände und in den Mund und untersucht es genau. Bei diesen „Greiferfahrungen“ macht dein Kind gleichzeitig vielfältige sinnliche Erfahrungen:
– Es sieht, hört, riecht, tastet, schmeckt die Dinge.
– Es lernt etwas über ihre Gestalt, ihr Gewicht und wie sie sich beim Hinunterfallen verhalten.
– Es lernt, wie sich verschiedene Oberflächen anfühlen – weich, hart, kalt, warm, glatt, rund, kantig – und vieles mehr.

Dadurch entwickelt dein Kind allmählich eine Vorstellung von den Dingen, während die Greifbewegungen selbst im Körpergedächtnis „abgespeichert“ werden.

Mit etwa sieben, acht Monaten kann dein Kind selbst kleine Gegenstände zwischen Daumen und Zeigefinger fassen (Scherengriff). Gegen Ende seines ersten Lebensjahres ist es in der Regel so geschickt mit Händen und Fingern, dass es mit der Spitze von Daumen und Zeigefinger (Pinzettengriff) selbst kleinste Krümel und Fusseln fassen kann.

Greifen und Halten ist vorläufig noch einfacher als gezieltes Loslassen. Wenn dein Kind mit heftigen Arm- und Handbewegungen sein Spielzeug scheinbar wegwirft, will es damit nicht sagen, dass es ihm nicht gefällt. Es möchte die Rassel, die Stoffpuppe, den Teddybären dann einfach nur loswerden.

– Störe dein Kind nicht, wenn seine Hände und Finger auf Entdeckertour gehen.
– Lass es, wann immer sich die Gelegenheit bietet, mit unterschiedlichen Materialien wie Wasser, Knetmasse, Teig, Sand, Matsch spielen.
– Verliere nicht die Geduld, wenn dein Kind „etwas selbst in die Hand nehmen“ will, auch wenn es länger dauert und nicht alles sofort klappt.
– Reiche deinem Kind Dinge nicht immer in die selbe Hand, sondern abwechselnd mal in die rechte, mal in die linke oder reiche sie mittig an. So werden beide Gehirnhälften gleichermaßen angeregt.

Wenn du den Eindruck hast, dein Kind zeige sich gegenüber gleichaltrigen Spielkameraden auffällig ungeschickt in seinen Bewegungen der Hände, Finger und Arme, solltest du mit eurem Kinder- und Jugendarzt darüber sprechen.

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